Sonntag, 13. Juni 2010

TARANTULA (1955)

Nach unsichtbaren Dinosauriern widmen wir uns heute wie versprochen mal wieder dem Monster-Mainstream der 50er, sofern es diesen denn überhaupt gibt. Hier kommt sie also, die Mutter aller Riesenspinnen und sicherlich einer der Genreklassiker überhaupt: Tarantula!!!

Selbst Filmfreunde, die nichts mit klassischen Science-Fiction- oder Horrorfilmen am Hut haben, kennen zumindest diesen Film. Was aber macht Tarantula zu einem solchen Klassiker, der sogar noch Heute - 55 Jahre nach seiner Entstehung - regelmäßig in den Fernsehzeitungen auftaucht? Die Antwort ist relativ schwer zu finden denn die Methode der Special-Effects war selbst zur damaligen Zeit nicht neu, die Schauspieler, allen voran John Agar, eher brüchtigt für B-Movie-Trash und auch die Story bietet auch keine revolutionären Geistesblitze... Was aber ist es dann?

Bevor wir uns den Details zuwenden, also zunächst wie gehabt, ein kurzer Blick auf die Story... Diese beginnt im kleinen Wüstenkaff Desert Rock. Etwas abgelegen, führt ein Wissenschaftlerduo Wachstumsexperimente an Tieren durch mit dem noblen Ziel, die Nahrungsmittelknappheit auf dieser Erde endgültig zu beseitigen... Natürlich geht etwas schief und eine Tarantel kann in die Wüste entkommen. Selbstverständlich behandelt mit dem Wachstumspreparat. Was nun kommt ist klar: Tiere und Menschen verschwinden auf unerklärliche Art und Weise. Selbst der Dorfarzt weiß zunächst keinen Rat, macht sich aber mit der natürlich bildhübschen Assistentin des Wissenschaftlers auf, dem Rätsel auf den Grund zu gehen.

Mhhh... hört sich nicht sonderlich bahnbrechend an, es gibt jedoch einige Besonderheiten, die Tarantula durchaus bemerkenswert machen. Bereits während des Vorspanns erfährt der Zuschauer, dass etwas faul ist im Staate Kalifornien. Ein mit Schlafanzug bekleideter Mann bricht in der Wüste zusammen und ein Schwenk auf das entstellte Gesicht lässt erkennen, dass es ihm wohl nicht sonderlich gut geht. Bereits hier wendet sich Regisseur Jack Arnold vom altbekannten Muster ab. Nicht Kleinstadtidylle sondern Krankheit und Tod werden thematisiert bevor der erste Satz gesprochen wird...
Die Absichten der Wissenschaftler sind durchaus legitim und sind - wie man heute weiß - noch immer aktuell.

Die Story ist nicht so ganz schrecklich linear aufgebaut, wie es sonst für derlei Filme üblich war. immerhin lassen sich drei Erzählstränge erkennen. Zunächst die Arbeit und Zerrissenheit des "Mad Scientist" Dr. Deemer. Er hat das Wachstumsserum entwickelt und ist damit am Tod seines Kollegen zumindest indirekt schuld. Seine Lage spitzt sich zu, als er einen Selbstversuch unternimmt und damit Schritt für Schritt in Richtung Wahnsinn, Deformation und Tod stolpert. Der Zwite Handlungsstrang beschäftigt sich mit dem Arzt Dr. Hastings, der der Ursache der mysteriösen Todesfällen hinterherjagt. Beide Handlungsstränge werden recht geschickt mit dem Auftauchen der hübschen Gehilfin des Professors verknüpft. Mara Corday - immerhin Ex Pin up Girl - fungiert hier also als Scream-Queen, storytechnisches Element und nicht zuletzt natürlich auch als Hingucker. John Agar, der ja für quasi als Synonym für den 50er-jahre B-Film steht, ist hier sicherlich in seiner besten Rolle zu sehen. Hier scheint er richtiggehend aufzublühen und man nimmt ihm die Rolle als Arzt und Held durchaus ab. Evtl. war Agar einer der Schauspieler, die sich in Qualität der Ausübung ihres Berufes an die Qualität des Films anpassten. So wären dann zumindest viele seiner sonstigen Auftritte in anderen Filmen zu erklären....

Dritter und natürlich wichtigster Handlungsstrang windet sich selbstredent um die Riesentarantel und der Suche nach ihr bzw. der Aufklärung der durch die Riesenspinne verursachten Todesfälle. Nachdem nunmehr allen Beteiligten schlagartig klar wird, mit welchem Monster die Filmwelt diesmal konfrontiert wird, geht es hier allerdings Schlag auf Schlag und für meine begriffe etwas schnell. Nachdem der - sowieso so schon schwer erkrankte - Wissenschaftler ganz klischeehaft von seiner eigenen Kreation verschlungen wird, versucht man dem Monster zunächst mit Dynamit beizukommen. Dies misslingt allerdings und so muss die militärische Schalgkraft herhalten um der Riesenspinne die Lebensgeister auszuhauchen. Dieses schnelle, und kaum Spannung erzeugende, Ende ist sicherlich größtes Manko des Films. Es macht irgendwie den Eindruck, als ob hier plötzlich das Budget schneller als der Film zu Ende war....

Nächster Punkt sind die Special-Effects. Hier hat Altmeister Jack Arnold ganze Arbeit geleistet. Zwar ist das genutzte Verfahren auch damals keine Weltneuheit gewesen, die Perfektion mit der die Riesenspinne allerdings ins Bild kopiert wird, ist noch heute beeindruckend. Lediglich zwei kleine Patzer, bei denen ein Bein der Spinne in der Luft zu schweben scheint, fallen bei sehr genauem Hinsehen auf. Ansonsten hat das SFX-Team hier wirklich ganze Arbeit geleistet. Wenn man sich hier mal andere - auf diese Weise erschaffene - Filmmonster ansieht, erkennt man schnell den Unterschied. Allen voran hat sich hier übrigens ein Regisseur namens Bert I. Gordon hervorgetan, dessen Filme hier sicherlich auch noch ab und an Thema werden. Gordon arbeitete in seinen Filmen fast ausschließlich mit Rückprojektionen, allerdings dermaßen schlecht umgesetzt, dass es eine Qual ist. Gordon war übrigens lange Zeit aktiv und drehte u. a. noch 1977 den Heuler "In der Gewalt der Riesenameisen". Wer nicht glaubt, dass Tarantula in allen belangen besser ist als z. B. dieser - immerhin 22 Jahre später entstandene - Film, dem sei ein Vergleich unbedingt empfohlen!
Ansonsten kommen lebensgroße Modelle der Körperteile der Spinne zum Einsatz, die aber lediglich in einer Szene verwendet werden. Hier blickt der Spinnenkopf durch das Fenster auf unsere ahnungslose Scream-Queen um anschließend das Haus und den Professor Deemer zu zerstören bzw. zu verspeisen. 

Was Rieseninsekten und Riesenmonster im allgemeinen angeht, ist Tarantula sicherlich einer der ganz großen Filmbeiträge. Hier stimmt vieles und wer ihn nicht kennt, der sollte sich ganz schnell ein Exemplar besorgen. Die Universal-DVD gibt´s günstig zu erwerben, wer das nicht möchte, kann aber alternativ auch die Augen offen halten, denn Tarantula läuft wie gesagt noch immer regelmäßig im Free-TV.

Erwähnenswert noch, dass Clint Eastwood hier seinen ersten, kurzen Auftritt als Pilot der Luftwaffe hatte. Leider ist er kaum zu erkennen, da er lediglich mit Visier zu sehen ist und selbst das nur für einige Sekunden.

Tja, soviel für heute. Sicherlich könnte man über diesen Film noch viel, viel mehr berichten. Das würde allerdings die Grenzen des Blogs sprengen.




Ich vergebe 4,5 von 5 Punkten

8 Kommentare:

  1. Ohja! Die Mutter des Tierhorrors.
    Was gibt es schöneres, als eine Wüste in schwarz/weiß, einen verrückten Wissenschaftler und eine Riesenspinne?
    Absoluter Klassiker, den man gar nicht oft genug sehen kann.

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  2. Absolut einer der Top-Filme in diesem Bereich und aus dieser Zeit!
    Ich sehe ihn regelmäßig wieder und das mit Genuss ;-)
    Zu Deiner Besprechung kann ich auch wieder nur ein gr0ßes Lob aussprechen.
    Du schreibst wirklich gut und witzig.
    Lässt sich klasse lesen und die vorgeschlagenen Hinweise auf Veröffentlichungen so mit einzubauen finde ich gut und absolut ausreichend.
    Bitte weiter so!

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  3. @Morbo: Danke für das Lob, das liest man gerne!!!!

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  4. "Tarantula" war mein erster Monsterfilm, habe ihn viele Male angesehen, war ca. 6 Jahre alt!

    Ich glaube dieser Film hat auch Spuren in mir hinterlassen.

    RN aus Hamburg

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  5. Der Artikel ist sehr ausführlich und dennoch flüssig zu lesen. Mir gefällt dein Stil. Ich wünsche dir weiterhin viel Spaß und freue mich schon auf die nächste Filmbesprechung.

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  6. Ach Tarantula, ein Klassiker. Wie gerne hab ich den Film schon in meiner Kindheit gesehen. Treffende Rezension, weiter so.
    PS: Linkbanner müssen wir erst noch basteln, da wir aber Anti-Nerds sind und Null ahnung haben, dauert sowas immer etwas bei uns ;-)

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  7. @trash Bronson: Vielen Dank. Das Lob gebe ich zurück!!! Ich habs auch als Anti_Nerd geschafft so´n Ding zu erstellen. Also haut rein wird schon klappen!!! Habe Euch verlinkt!!!
    Gru´ß

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  8. Der Film ist einfach klasse und immer wieder sehenswert.Habe mir die DVD geholt und etliche andere Klsssiker dieses Genres auch! Ich liebe solche Klassiker.

    Denn was heute im Fernsehen an Serien oder vielen Filmen geboten wird, ist der reinste Mist!

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